Programmiertes Entwerfen 2
Program: BA Communication Design
Credits: 4SWS
Time: Mondays 9:00-12:00
Course Description
Programm
(Programmbeschreibung von Prof. Michael Götte)
Den Schwerpunkt in der Veranstaltung "Programmiertes Entwerfen 2" bildet die Auseinandersetzung mit der ordnenden Beziehung zwischen Form und Farbe. Eine inhaltliche Umgebung aus chronologisch definierten Daten bildet dabei die thematische Grundlage. Diese Datensätze werden auf exemplarische Weise ohne die Zuhilfenahme alphanumerischer Zeichen in ihrem Beziehungswerk lesbar gemacht.
Das Ausgangsmaterial sind entweder allgemeine klassische kalendarische Prinzipien oder spezifisch zusammengefasste chronologische Inhalte. Diese werden visuell durch die konzeptuelle Gestaltung erfahrbar gemacht. Die zeitbasierte- und interaktive Steuerungsoption der Inhaltsstruktur schafft eine Vielzahl an erweiterten Zugangs-, Lese- und Vergleichsmöglichkeiten, die es zu untersuchen gilt. Dabei können, die Zeitdimension und Interaktionsoption immer vorausgesetzt, sowohl zweidimensionale als auch dreidimensionale Modelle die Grundlage bilden. Das formale Repertoire, d.h. die Organisation, die Form- und Farbgebungsowie das Verhalten der geometrischen Zeichen, soll bereits assoziative Bezüge zum Inhalt schaffen. Die Darstellungsmittel zur Umsetzung beschränken sich auf den Einsatz von abstrakten, geometrischen Formen und der systematischen Anwendung von Farbe. Dennoch erhebt die entwickelte chronologische Ordnung des Inhaltes den Anspruch, in allen darin enthaltenden lnformationsschichten für den Betrachter möglichst eindeutig lesbar zu sein. Für diese eindeutige Lesbarkeit ist, neben Form und Lage und deren jeweiligem Verhalten, bzw. Veränderung durch die Zeit, die systematische Anwendung von Farbe essentiell. Farbe unterstützt dabei ordnende Prinzipien wie eindeutige Bezüge, Brüche, Hierarchien, Orientierung, Assoziation, etc… . Durch die vorgegebene Auslassung alphanumerischer Zeichen erhöht sichzudem die Notwendigkeit eines planvollen sowie strukturierenden Einsatzes von Farbe. Nur über die Kenntnis der Gesetzmäßigkeiten, in Verbindung mit unserer Wahrnehmung und unserer kulturellen Prägung, können eindeutige und sichere Konzepte entstehen.
Thema
Mögliche Themen sind beispielsweise: astronomische, geografische, biologische, politsche, religiöse oder wirtschaftliche Zyklen und Phänomene wie beispielsweise:
- Ebbe/Flut, Wetter, Klimawandel, etc.
- Pollenflug, Agrarprodukte, Geburtenraten, etc.
- Politische Konflikte, Wählerverhalten, politische Ländervergleiche, etc.
- Wirtschaftswachstumsraten, Geschäftsjahresbilanzen, Produktentwicklungen, Konsumverhalten, etc.
Lehrziel
Wir beschäftigen uns mit grundlegenden Aspekten von Zeichen und Zeichenbeziehungen, der "visuellen Grammatik”: Wir entwickeln auf methodischem Wege Repertoires, um über die Beschäftigung mit Zeichenbeziehungen und dem systematischen Einsatz von Farbe in den verschiedenen Dimensionskategorien und der sich dahinter verbergenden Phänomenologie sowie Qualitätskriterien, grundlegend Kenntnisse und Wissen zu visuellen Prozessen allgemein zu erlangen. Das methodische Vorgehen spielt dabei eine wichtige Rolle. ln aufeinander bauenden Übungsschritten werden durch die Zuhilfenahme operativer Werkzeuge, nicht nur visuelle Ergebnisse erzielt, sondern auch die Mittel zum systematischen Erreichen komplexer visueller Zusammenhänge vermittelt. Es wird demnach strategisches, systematisches Arbeiten geübt und die spezifischen Eigenschaften und Möglichkeiten der verschiedenen Dimensionskategorien und der Zeit, im Sinne der Veränderbarkeit, werden anschaulich. Das Urteilsvermögen über funktions- sowie ästhetisch orientierte Qualitäten von Ordnungen wird gefestigt.
Projekt 1: Visualisierung (Poster)
Ziel des Projektes ist ein Kalendarium bzw. eine Visualisierung eines chronologischen Ablaufs im Plakatformat zu gestalten. Die Darstellungsmittel zur Umsetzung beschränken sich auf den Einsatz von abstrakten (geometrischen) Formen und der (systematischen) Anwendung von Farbe. D.h. es werden keine, wie in der Regel üblich, alphanumerischen Zeichen verwendet.
Dennoch erhebt die Visualisierung den Anspruch, in allen darin enthaltenden lnformationsschichten für den unbedarften Betrachter eindeutig lesbar zu sein. Das Darstellungsmodell kann aus flächigen- aber auch aus Raum simulierenden Zeichenelementen konstruiert werden.
Das Projekt wird individuell von jede/r Student/in einzeln bearbeitet.
Entwürfe Projekt 1
Moodboards, Informationsarchitektur, analoge und digitale Skizzen
Realisation Projekt 1
Digitale Umsetzung (PDF)
Großformatiger Ausdruck (A1) auf einer Kapaplatte (Schwarz) aufgezogen
Projekt 2: Interaktive Visualisierung (Website)
Durch die Hinzunahme der Zeitdimension soll die in Projekt 1 entwickelte Visualisierung veränderbar werden. Welche Zusatzoptionen zur Verständlichkeit und Lesbarkeit ergeben sich durch das Steuern in einer dynamischen, interaktiven Umgebung? Hierzu werden entsprechende Abläufe durchgespielt. Ziel ist es zumindest ausschnitthaft in animierten Skizzen ein- oder mehrere Anwendungsszenarien exemplarisch durchzuspielen. Hier sollen die erlernten Methoden zur Auswahl eines Prototypingtools im Fach Programmiersprachen 2 genutzt und eingesetzt werden, das Tool zur Umsetzung ist jedoch nicht zwingend vorgegeben, muss jedoch webbasiert (dh. in Browser darstellbar) präsentiert werden können.
Stichworte: Form-, Lage-, Ordnungs-, Farbänderungen, Bewegungsrichtung, Bewegungsgeschwindigkeit und -character, aktiv/passiv, Perspektive, Separation, Tiefe, Schärfe/Unschärfe, Interaktion, Akustikunterstützung, etc.
Entwürfe Projekt 2
Entwicklung zeitbasierter und interaktiver Modelle zum Entwurf von Projekt 1 in Form von analogen Storyboards.
Realisation Projekt 2
Umsetzungen der Konzepte als Website (HTML)
Projekt 3: Dokumentation des gestalterischen Prozesses von Projekt 1+2
Dokumentation Gestalterische Problemlösungen sind zwingend prozessorientiert. Daher werden in den Grundlagenprogrammen methodische Vorgehensweisen exemplarisch durchgeführt. Die Methodenvermittlung spielt in den Grundlagen, neben der Gewinnung an Zeichenrepertoires und der visuellen Phänomenologie, eine entscheidende Rolle. Über den Prozessverlauf wird eine Dokumentation angefertigt, die den Anspruch erhebt, die Sinnfälligkeit der Auseinandersetzung mit grundlegenden visuellen Prozessen für “Nichtfachleute" zu erklären sowie als Kompendium und Theoriegrundlage dieser Prozesse zu stehen. Zudem wird beim Entwickeln eines sinnvollen und qualitativen Layout der Dokumentation das gestalterische Umsetzen von Inhalten in diesem Medium geübt.
Realisation Projekt 3
Digitale Umsetzung als Website (HTML, integriert in die Umsetzung von Projekt 2)
Projekt 4: Referat zu einem der folgenden Themen:
- Physikalische Aspekte von Farbe
- Physiologische Aspekte und Farbwahrnehmung
- Additive und Subtraktive Farbmischung
- Kulturelle und historische Aspekte von Farbe
- Historische Farbmodelle im Vergleich
- Farbkontraste und Wirkung
- Technische Aspekte von Farbe, Färbeverfahren
- Farbe in der Drucktechnik
- Farbe am Computer: Farbmodi und -management
- Farbe am Computer: Farbpaletten in Adobe CS
- Farbe in zeitgenössischer Kunst
- Farbe in zeitgenössischem Grafikdesign
Die Referate werden in Gruppen zu je 2 Student/innen erarbeitet und präsentiert.
Realisation Projekt 4
In Form einer Präsentation (max. 15 Minuten, Keynote/Powerpoint/Google Slides/PDF) werden Inhalte didaktisch wertvoll präsentiert und vermittelt.
Handout mit Zusammenfassung des Themas auf 1 bis 3 A4 Hochformat Seiten (PDF und ausgedruckt für alle).
Lessons
Einheit 1
Mo, 18.3.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
Einheit 2
Mo, 25.3.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
Einheit 3
Mo, 1.4.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
Einheit 4
Mo, 8.4.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
Einheit 5
Mo, 15.4.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
Einheit 6
Mo, 29.4.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
Einheit 7
Mo, 13.5.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
Einheit 8
Mo, 20.5.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
Einheit 9
Mo, 27.5.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
Einheit 10
Mo, 3.6.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
Einheit 11
Mo, 17.6.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
Einheit 12
Mo, 24.6.2019 H2.17, 9:00 – 12:00
References
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